Juniorwahl 2017

Zwei Kreuze für den Bundestag – auch am ÖG wurde gewählt

Am Donnerstag vor der offiziellen Bundestagswahl waren auch am die ÖG die Wahlkabinen geöffnet. Alle Schüler*innen der neunten Klassen, sowie die Schüler*innen der Politikkurse der Oberstufe hatten vorab einen Wahlschein erhalten. Die beiden Hauptkurse der zwölften Klasse von Frau Behling und Herrn Steinwachs organisierten das Wahlbüro und zählten anschließend die Stimmzettel aus. Bei einer Wahlbeteiligung von 89,5 Prozent verkündeten ebendiese Stimmzettel allen voran beste Ergebnisse für Christdemokraten und freie Liberale. Zum einen wurde von den ÖGler*innen das Direktmandat klar an Elisabeth Motschmann (65) von der Bremer CDU vergeben, zum anderen erlangte die CDU mit 46,4 Prozent fast die absolute Mehrheit. Die FDP wurde mit 18,1 Prozent der Stimmen die zweitstärkste Kraft.

Aber auch die Grünen würden eine größere Fraktion bilden, entschieden die Schüler*innen tatsächlich über die Zusammensetzung des Bundestages. Sie erhielten 13,8 Prozent der Stimmen. Weit abgeschlagen folgte die SPD mit nur 5 Prozent der Stimmen und entkäme damit nur knapp der Sperrklausel. Die Sozialdemokraten lagen gleichauf mit der Partei „Die Partei“, für die ebenfalls zwölf der 239 Wählenden ihre Zweitstimme abgaben.

Jeweils 2,9 Prozent erhielten die V-Partei (Veränderung, Vegetarier und Veganer), die Linken und die Alternative für Deutschland. Die DKP erreichte 0,8 Prozent und jeweils eine Stimme und somit 0,4 Prozent erhielten jeweils die MLPD, die Piraten, die Menschliche Welt, die Freien Wähler und auch die NPD.

Das Wahlergebnis der Juniorwahl am ÖG vermag wohl beides: Politiker*innen zum Jubeln zu bringen, als auch anderen Bauchschmerzen zu bereiten. Doch wieso entschieden sich die Schüler*innen für einige Parteien so deutlich bzw. sagten anderen ab und welche Themen beschäftigten die Jugendlichen im Alter von 14-19 Jahren während des Wahlkampfes?

Um zumindest einen Eindruck davon zu bekommen, führten wir während des Wahltags Interviews mit über 30 Schüler*innen und befragten sie zu ihrer Entscheidung- das Wahlgeheimnis selbstverständlich respektierend. Schnell wurde uns bewusst, dass wir selten Interessanteres in der Schule gemacht haben …

Vorbereitung auf die Wahl

Auf die Frage, wie sich die Schüler*innen auf das Wählen vorbereitet hätten, antworteten die meisten, dass sie sich TV-Debatten wie beispielsweise die Wahlarena angeschaut hätten. Fast genau so viele hätten aber den Wahl-O-Mat gemacht und sich die Wahlprogramme der Parteien durchgelesen. Zudem habe die Schule zu der Vorbereitung beigetragen. Deutlich wurde, dass nur wenige viel mit ihren Freunden über Politik bzw. die Wahl diskutieren, während sie sich mit ihren Eltern viel über die Wahl und Politik im Allgemeinen unterhalten.

Die Frage, ob sie wüssten, was ihre Eltern wählen, beantworteten 70 Prozent der Schüler*innen mit ja. Nach eigenen Angaben wählten von diesen wiederum 62 Prozent dasselbe, während 38 Prozent sich für eine andere Partei entschieden. Einige Schüler*innen betonten dabei, dass sie, würden sie dem Wahlverhalten der Eltern folgen, dies aus eigener Überzeugung täten.

Wichtige Themen

Bei dieser Wahl schien die Schüler*innen das Thema Flüchtlingspolitik besonders beschäftigt zu haben. Ein großer Teil der Befragten gab an, dieses Thema wäre maßgebend für ihre Entscheidung gewesen. Einige erklärten, dass sie sich über Freunde und Bekannte, die sich als Helfer*innen engagieren, von dem Thema betroffen fühlten und den Zugewanderten und Flüchtlingen in Deutschland eine Chance geben, und sie unterstützen möchten. Andere gaben an, ihre Informationen hauptsächlich über die Medien zu bezogen zu haben.

Bildungspolitik war ebenfalls wichtiges Thema für die jungen Wähler. Auf der einen Seite wurde mehr Chancengleichheit gefordert, auf der anderen Lehrermangel und Ausstattung der Schulen kritisiert.

Ebenso betonten ein Viertel der Befragten, vor allem die Älteren, die Sozialpolitik der Parteien wären wichtig und als Stichwörter fielen Arbeit, soziale Gleichberechtigung, Armutsbekämpfung, sichere Rente und menschenwürdiges Leben.

Weiterhin beschäftigen sich Schüler mit der Höhe der Steuern, der Wirtschaftspolitik (insbesondere die Unterstützung von Unternehmen, aber auch die Abschaffung von Geld), sowie dem Tempolimit, welches mehrfach ablehnend angesprochen wurde, während andere erneuerbare Energien als wichtiges Thema erachteten. Auch die Stärkung der EU, sowie Verbraucherschutz und Tierschutz wurden angesprochen.

Wie sollten Politiker*innen sein?

Auf die Frage hin, was eine/n wählenswerten Politiker/Politikerin ausmacht, antworteten die meisten, dass diese einen klaren Standpunkt vertreten sollten. Durchsetzungsvermögen sei ebenso wichtig wie eine gute Rhetorik. Die Person müsse sympathisch sein und ihre Versprechen halten. Während auf der einen Seite gefordert wurde, dass Politiker*innen „gebildet rüberkommen müssten“ und gutes Englisch sprechen sollten, scheint auf der anderen Seite wichtig zu sein, dass sie Inhalte verständlich vermitteln.  Ein Schüler kritisierte „Es passiert nicht wirklich, dass die Politiker mit den Menschen sprechen“.

Wahlplakate

Bei der Bewertung der Wahlplakate spalteten sich die Geister. Ausgesprochen oft wurden die Liberalen angesprochen, die für einige jung und modern wirkten, für andere herrscht bei den Plakaten von Lindner, Steiner und Co. eine Diskrepanz zwischen Inhalt und Darstellungsweise – die Plakate würden wie ein „Modelshooting“ aussehen, kommentierte ein Schüler. Einige erklärten die Plakate der Grünen seien ihnen positiv aufgefallen, andere erwähnten das SPD-Plakat mit Martin Schulz im Schulterstück und konstatierten, er habe „unglaublich blaue Augen“. Andere wiederum gaben an, keines der Plakate spreche sie wirklich an.

Und sonst so?

Während fast alle Schüler*innen angaben, keine Partei fehle in der Parteienlandschaft der Bundesrepublik, schlug ein Schüler des zwölften Jahrgangs die Gründung der „Partei, die glücklich macht“ gegen Armut, für Bildung und internationalen Frieden vor. Außerdem forderten zwei Schüler die Abschaffung des kapitalistischen Systems.

Catarina Scheinert und Michelle Gutsch

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