Viele erklärten uns für verrückt: insgesamt 40 Stunden Busfahrt für drei Tage Toskana. „Wollt ihr nicht lieber fünf Tage irgendwo mit weniger Reiseaufwand verbringen?“ „Oh Gott! Im Bus schlafen, ehrlich?!“
Ja, ehrlich. Rückblickend können wir alle sagen: es hat sich gelohnt – und zwar nicht trotz, sondern auch wegen der extrem lustigen, gemütlichen und anstrengenden Fahrten. Und wegen einer Reihe weiterer Erlebnisse, die zum Teil unvorhergesehener und absurder nicht hätten sein können …
Sonntagabend, 28.08.22 – Die knapp 40 Reisenden stehen in den Startlöchern. Bepackt mit Koffern, Schlafkissen und einer Menge Vorfreude besteigen wir mit unseren ebenfalls motivierten Lehrern Frau Tewes, Frau Rohloff und Herrn Sanchez pünktlich um 21:45 Uhr den Reisebus, der uns noch viele weitere Male (mehr oder weniger) treu zu den unterschiedlichsten Zielen fahren sollte. Nach einer gemischten Nacht und einem weiteren Reisetag kommen wir schließlich heil und einigermaßen gerädert am späten Nachmittag des 29.08. in Montecatini Terme in einem einladenden kleinen Hotel an. Alle freuen sich auf das Abendessen – es gibt leckere Pasta und ein Salatbuffet. Gut gesättigt von dieser ersten warmen Mahlzeit verschwinden wir Schüler erstmal in unseren Zimmern, als sich Herr Sanchez meldet: „Überraschung: das war die Vorspeise. Wenn ihr das Hauptgericht essen wollt, kommt wieder!“ Die meisten lassen sich den zweiten Gang und den Nachtisch (Tiramisu!) natürlich nicht entgehen und erscheinen kurz darauf wieder im Speiseraum.
Den ersten Abend haben wir dann frei; bis 23 Uhr dürfen wir die Stadt erkunden und durch die Straßen bummeln. Aber das Tagesprogramm der nächsten Tage ist fest geplant, die Ansage lautet also, zeitig schlafen zu gehen – was natürlich mit Blick auf die Uhr Interpretationsfreiraum lässt.
Dienstag, 30.08. – Der erste Tag in der Toskana bricht an; auf dem Tagesplan: Florenz! Da der Stadtbesuch frühes Aufstehen erfordert, verlassen wir bereits um 07:30 Uhr das Hotel und erreichen die Hauptstadt der Toskana gute anderthalb Stunden später. Dass diese Stadt etwas Besonderes in sich trägt und bekannt ist für ihre kunstvolle Architektur, merkt man sofort. Die Straßen füllen sich bereits morgens schnell mit Touristen, hupenden Vespa-Fahrern und auch Märkten, bei denen die vielen Lederwaren und Seidentücher besonders ins Auge stechen. Die zweistündige Führung leitet uns quer durch die Stadt: gestartet an der Kirche Santa Maria Novella überqueren wir die von Schmuckläden gesäumte Ponte Vecchio und gehen vorbei an den weltberühmten Uffizien und dem Strozzi Palast in Richtung der Kathedrale Santa Maria del Fiori, die durch die imposante Architektur und Größe sehr großen Eindruck hinterlässt und neben uns und ganze Menschentrauben anlockt. Als Abwechslung bekommen wir mehrere Stunden Freizeit und genießen bei viel Sonne das sehr gute Essen – Pasta, Pizza und ein großes Eis dürfen selbstverständlich nicht fehlen. Auf unseren Erkundungstouren entdecken wir den Nachmittag über viele beschauliche Gassen und geschmackvolle Läden, sodass wir nach einem ereignisreichen Tag und vielen Fotos mit gefüllten Taschen wieder zu unserem Domizil zurückkehren.
Mittwoch, 31.08. – Nach einem entspannten Frühstück (es gibt hier immer Kuchen!) brechen wir heute zum Strand nach Viareggio auf, wo die Strandpromenade gesäumt sind mit Ferienanlagen und Liegestühlen. Wir alle gehen ins Meer und genießen – mit Ausnahme der Quallen – die entspannte Zeit im und am warmen Wasser sehr. Den Abend dürfen wir frei gestalten, wobei unter anderem gemütlich draußen (viel) Eis essen gegessen und durch die belebten Straßen geschlendert wird.
Donnerstag, 01.08. – Pisa und Abreisetag zusammen. Wieder stehen wir früh auf und treffen schließlich in Pisa ein. Must-do Nr. 1, wenn man noch früh am Tag da ist und als Tourist auf sich aufmerksam machen will: das berühmte Foto mit dem Turm. Zugegeben, schlussendlich waren die anderen (normalen!) Bilder von uns als Gruppe und von dem Dom Santa Maria Assunta um einiges schöner … auch beschließen wir, die Stadt schon früher zu verlassen, um abends zeitiger die Rückfahrt anzutreten. So sind wir bereits mittags wieder zurück und beginnen nach einem letzten gemeinsamen Eisessen (es ist hier wirklich gut!) und einem traumhaften Besuch der hoch gelegenen Altstadt mit der Gondel als krönenden Abschluss schließlich das Kofferpacken.
Unerwarteterweise stellt sich das gemeinsame Besteigen des Busses als enorme Herausforderung heraus. Auf mysteriöse Weise schaffen wir es, uns als Gruppe zu trennen, sodass am Ende die eine Hälfte mit den Busfahrern im Bus sitzt (eingeparkt in Autos), und die andere mit den Lehrern am eigentlich vereinbarten Ort vergeblich auf Bus und Insassen wartet. Nach langem Hin und Her und tapferen Telefonaten der Lehrer mit den drei (!) Busfahrern treten wir dann endlich, um ca. 23 Uhr, unsere Rückreise nach Deutschland an.
Glücklicherweise verläuft unsere restliche Fahrt ohne weitere Zwischenfälle. Viele versuchen, die Zeit mit Schlafen und Serien herumzubekommen, andere wiederum unterhalten den gesamten Bus mit Werwolf-Spielen und angeregten Gesprächen über das Erlebte und die gemeinsame zurückliegende Zeit, während die Landschaft sich von italienisch zu schweizerisch wandelt, und schließlich in dem flachen Bremen endet.
Wahrscheinlich können wir alle gleichermaßen bestätigen, dass diese Fahrt in die Toskana eine ganz besondere, unvergessliche Fahrt war. Das Zusammensein in der Gruppe, die langen Busfahrten über Nacht und einen Teil des schönen Italiens in seiner Vielfalt auf diese Weise zu erleben, war sicherlich für alle eine schöne und abwechslungsreiche Erfahrung. Nicht zuletzt liegt das natürlich auch an unseren hilfsbereiten und entspannten Lehrern Frau Tewes, Frau Rohloff und Herrn Sanchez, die uns diese Fahrt ermöglicht haben – danke, dass Sie uns begleitet und diese Fahrt mit bereichert haben!
Ilia-Marie mit Emilia